„Lingelcreek“, was zum Teufel soll das sein? – Wird sich sicher manch einer denken, der davon das erste Mal hört oder liest. Lingelcreek ist eine kleine private, von einem Verein betriebene Westernstadt im Örtchen Lingelbach in der Nähe von Alsfeld in Hessen. Der Ortsname, ins Englische übertragen, ist dann auch der Name des Vereinsgeländes. Der Club hat sich 1999 gegründet und in den Folgejahren eine Mainstreet mit Saloon, Musichall, General Store, Sheriffs-Office, Bank, Barber- Shop, Photographer, Cantina und Kirche aufgebaut und im Laufe der Zeit nach und nach immer wieder erweitert. Und von Anfang an gab es Veranstaltungen dort.
Eine ganz Besondere davon, fand dieses Jahr zum 15. Mal statt. Das legendäre Countrymusic-Festival in Lingelcreek. Der Eintritt ist frei, lediglich für das Campen werden ein paar Euros fällig. Von Freitag bis Sonntag wird ein vielfältiges Programm geboten mit Shows und Live-Musik. Da es mir aus arbeitstechnischen Gründen leider nicht möglich war, Freitag schon anzureisen, habe ich den Auftritt von „Bird Mountain“ leider verpasst.
Als ich Samstag Nachmittag die Location erreichte, war gerade eine Western-Show auf der Mainstreet in vollem Gange. Eine Gangster-Bande, welche die Bank überfallen hatte, versuchte, sich den weg frei zu schießen und wurde vom City-Marshall und den Soldaten des Forts gestellt. Da die benutzen Revolver und Gewehre Schreckschuss-Waffen waren, wurde es mitunter ziemlich laut.
Danach folgte oberhalb der Mainstreet neben dem Fort „Rattlesnake“ und dem Weißzeltlager der Hobbyisten die „Ompah – Indian Riding Show“. Dahinter verbirgt sich ein gemeinnütziger Verein aus Cottbus, der seit 1976 besteht. „Der Ensemblename O m pa h stammt aus der Sprache der Mandan- Indianer und bedeutet soviel wie: die, die Pferde haben.“ – kann man auf der Homepage des Vereines lesen. Gezeigt wurden sowohl Tänze der amerikanischen Ureinwohner, als auch Trickriding, das heißt allerlei Akrobatik auf oder am galoppierenden Pferd , sowie Trickroping, also Lassokunst- stücke.
Den ganzen Tag über kann man über die Mainstreet schlendern, im Generalstore einkaufen, in Saloon & Musichall etwas trinken oder in der Cantina bzw. am Steakhouse essen, wenn man zuvor seine Euros in der Bank gegen „Lingelcreek-Dollars“ getauscht hat. 1$ = 1,20€ ist der Kurs.
Gegen Abend wurden dann sowohl das Fort, als auch die Music-Hall zu Orten für Live-Music. In der Festung standen „Louisiana on Tour“ mit Frontfrau Elke Brooks auf der Bühne und in der Musikhalle „The Hatfields Country Band“. Die 2Mädels und 4Jungs aus dem Lahn-Dill-Kreis stehen für eine einzigartige Mischung aus Country & Southern Rock. Die Linedancer kamen ebenso auf ihre Kosten, wie Diejenigen, die auch mal eine ruhige Ballade mögen. Wer diese sympathischen Musiker noch nicht kennt, sollte sich den Namen „The Hatfields“ gut merken und unbedingt dabei sein, wenn sie irgendwo spielen, es lohnt sich auf jeden Fall!
„Louisiana on Tour“ gehören mittlerweile schon zum „Inventar“ bei diesem Festival. Die Band um Elke & Dirk hat eine große Fangemeinde und mancheiner fährt auch viele Kilometer um in dieser besonderen Location dabei sein zu können. Fast jeder Song ist für die Tänzer geeignet und mitunter schwingt die Frontfrau auch selber vor der Bühne das Tanzbein mit den Fans. Da beide Bands zeitgleich gespielt haben, musste man ein wenig hin und her pendeln.
Wer dachte, wenn die offizielle Livemusik zu Ende ist, ist schon alles vorbei, der irrt… Dann geht es am Lagerfeuer weiter. Meist ist Bernd Redemann mit seiner Gitarre nicht weit weg und dann geht es weiter bis in die frühen Morgenstunden.
Der Sonntag beginnt in der Westernstadt traditionell mit einem Gottesdienst, auf den ich als Atheist aber verzichtet habe. Dennoch gab es diesmal eine Besonderheit: Der Bürgermeister der Stadt Alsfeld, zu welcher die Gemeinde Lingelbach gehört, war da und verlieh seinem „Amtskollegen“ Vereins von der Westernstadt, dem Vorsitzenden des Vereins ́Hot Spurs Lingelcreek ́ die Ehrennadel der Stadt Alsfeld in Bronze für sein langjähriges Engagement in Lingelcreek, und damit auch der Förderung der Kultur in Alsfeld. Herzlichen Glückwunsch Stefan Quehl!
Ebenso traditionell ist das reichhaltige Frühstück in der Music-Hall. Für ein paar Dollar kann man sich dort am Buffet bedienen. Egal, ob man Rührei, Omelett mit Heidelbeeren, Brötchen mit Marmelade oder lieber mit Wurst& Käse oder Müsli bevorzugt für jeden ist was dabei. Auch Obst sowie Kaffee, Milch oder Fruchtsaft ist im Angebot. Danach füllte sich die Stadt wieder mit Leben… Hobbyisten in ihren historischen Outfits und „normale Besucher“ bevölkerten wieder die Hauptstraße. Ein Stück hinter dem Ende der Straße begann dann wieder der Verein „Ompah“ mit seiner „Indian Riding Show“.
Danach wurde es wieder laut auf der Hauptstraße… Bankräuber und Marshals sowie hinzugerufene Soldaten lieferten sich ein erbittertes Gefecht, an dessen Ende die Bankräuber kapitulieren mussten.
Danach hatten alle, die in historischen Outfits da waren, egal ob Uniformierte aus dem Norden oder Süden, Trapper, Indianer, Südstaatenladies oder Revolverhelden die Möglichkeit sich dem Publikum zu zeigen & die Mainstreet auf und ab zu flanieren.
Im Anschluss begann ein weiterer musikalischer Leckerbissen: Im Fort Rattlesnake hatte die Band „Overland“ aufgebaut. Das sympathische Familientrio aus Herborn ist nicht das erste Mal da gewesen. Nicole, Patrick & Wolfgang hatten keine Mühe das Publikum von Anfang an zu begeistern.
In einer Pause meldete sich noch einmal der Verein Ompah zurück, diesmal mit einer Waffenshow. Diesmal im Mittelpunkt der Umgang mit Lanze, Pfeil & Bogen, Tomahawk & Messern. Sowohl vom Pferd aus, als auch am Boden zu Fuß.
Danach spielten Overland noch mal, bis sich der Tag so langsam seinem Ende zu neigte.
Nachdem die meisten Besucher schon zu Hause waren, lud mich der Veranstaltende Verein noch auf einen Teller Suppe und etwas zu trinken ein, bevor auch ich meinen Heimweg antrat.
Ein ganz herzliches Dankeschön für die hervorragende Zusammenarbeit geht an das gesamte Team von Lingelcreek, die es jedes Jahr auf’s Neue schaffen, ein solches Fest zu organisieren. Die nächsten Veranstaltungen sind am 28.07. mit der Band „Slow Horses“ und der „Lingelcreek Day“ am 15.09. mit Becky Gaber.
Das nächste Countryfestival findet dann vom 28.-30.06.2019 statt.
© Steffen Jammrath